|
|
|
|
|
|
|
|
30.08.05
»Dialektische Einheit von Spaß und Politik«
Usedom: Streit um linkes Camp friedlich beendet
Von Jürgen Seidel, Schwerin
Offenbar friedlich beigelegt wurde der Streit um ein in offizieller Lesart nicht angemeldetes Camp linker Kräfte auf der Insel Usedom, das am Wochenende in Mecklenburg-Vorpommern für einen Medienwirbel gesorgt hatte.
Agenturen berichteten am Sonntag, dass rund 1000 Leute aus der linken Szene ein »illegales Camp« errichtet hätten. Die Veranstalter sprachen von einer gezielten Aktion gegen die Nazi-Szene im Nordosten und NPD-Wahlplakate. Nach Polizeiangaben handelte es sich bei dem Treffen in der Nähe von Peenemünde um das Sommercamp der »Sozialistischen Internationalen Arbeiterjugend« (SIAJ). Der Aufenthalt »einer Vielzahl von Personen« sei durch Vogelbeobachter bekannt geworden. Das Camp habe sich nicht nur in einem Naturschutzgebiet befunden. Dort würde auch noch Munition aus dem Zweiten Weltkrieg vermutet. Daher sei es durch die Bundesforstverwaltung als Eigentümer für jeglichen öffentlichen Verkehr gesperrt worden. Sie habe »insbesondere zum Schutz von Leben und Gesundheit der dort aufhältigen Personen« das Gelände räumen wollen und die Landespolizei um Amtshilfe gebeten. Die Polizei habe die rund 1000 Teilnehmer, darunter Familien mit Klein- kindern sowie Säuglingen, am Sonntagmorgen zur Räumung des Lagers aufgefordert. Ein Verantwortlicher vor Ort sei nicht auszumachen gewesen. Über die Stärke der Einsatzkräfte wollte eine Polizeisprecherin keine Angaben machen. Nach weiteren Verhandlungen am Sonntagabend einigte man sich darauf, das Gelände am Montagvormittag zu beräumen und zu übergeben. Laut Polizeibericht hätten sich bis etwa 12 Uhr auch die letzten Teilnehmer »ohne besondere Vorkommnisse« entfernt. Zu dem SIAJ-Sommercamp unter dem Motto »Nazis abloofen!!!« hatte der Ortsverband Vorpommern eingeladen. Es war Ziel einer »NPD-Wahlplakatabhängerrallye« und sollte eine »dialektische Einheit von Spaß und Politik, von guter Musik, Tanz am Strand, spannenden Diskussionen und anspruchsvollem Subkulturprogramm« bieten. Das Camp finde an einem ganz speziellen, geschichtsträchtigen und geheimnisvollen Ort statt, der seit 70 Jahren Sperrgebiet und der Öffentlichkeit verschlossen sei – dem Gelände der ehemaligen Heeresversuchsanstalt Peenemünde, hieß es im Einladungsflugblatt. Das Motto sei aus aktuellem Anlass gewählt worden, da Vorpommern und Usedom Hochburgen der Naziszene seien. »Nirgendwo im Norden Deutschlands sind die Nazis zahlreicher und dreister als hier« Nach Angaben der Veranstalter war für das Camp eine Sondergenehmigung mit strengen Auflagen erteilt worden. Gegenüber der Polizei sollten sich die Teilnehmer freundlich verhalten und sich in Wort und Tat zurückhalten.
|
|
|
|
|