/TRON/


Einführung

 

Der Berliner Hacker Boris F. alias Tron, der seit etwa 1997 Mitglied im Chaos Computer Club Berlin war, verschwand am Samstag dem 17.10.1998 aus der mütterlichen Wohnung, um bei schönem Wetter "mal kurz rauszugehen". Mit einem Freund ging er noch bis zum nahegelegenen Briefkasten, um 14:26 hinterließ er als letztes sicheres Lebenszeichen einen Datensatz in einem Geldautomaten mit der Karte seiner Großmutter, als er für sie Geld abhob.

Am drauffolgenden Donnerstag dem 22.10.1998 wurde er tot in einer Parkanlage in Berlin aufgefunden, erhängt an einem Baum. Obwohl bis heute fast nichts darüber bekannt ist, was sich zwischen Samstag und Donnerstag abspielte, und auch die Polizei zunächst von einem Mord ausging und entsprechend ermittelte, waren die Ermittlungen durchgehend von der Annahme eines Suizids - möglicherweise bedingt durch die Auffindesituation - geprägt.

Aussagen von Freunden, seinem Universitätsprofessor und CCC´lern mit Hinweisen auf die Spannungsfelder und mögliche Täterkreise wurden ebenso ignoriert wie Zeugenaussagen, Boris F. noch am Samstag nachmittag mit mehreren Männern in einer Kneipe gesehen zu haben und ihn in ein Auto mit ausländischem Kennzeichen eingestiegen gesehen zu haben.

Nach über 3 jähriger Dauer des Ermittlungsverfahrens, das allerdings auch von einer äußerst schleppenden Bearbeitung durch die zuständige Staatsanwaltschaft geprägt ist, wurde das Verfahren Ende 2001 geschlossen. Somit ist eine Veröffentlichung der Akten juristisch möglich. Mit den auf meinen Seiten hier öffentlich zugänglich gemachten Aktenauszügen möchte ich vor allem die technischen Fakten untermauern, die einen Mord nahelegen.

Wenn es allerdings ein Mord war, dann sind die Mörder im Kreise professioneller Täter zu suchen, und dürften insofern als gefährliche Leute gelten. Daher ist die hier veröffentlichte Aktenauswahl beschränkt auf die technischen Begleitumstände seines Verschwindens und Auffindens sowie um die diesbezüglichen gerichtsmedizinischen Untersuchungen. Sowohl die der Polizei gegenüber gemachten Aussagen von Zeugen (denen in Annahme eines Suizids nicht nachgegangen wurde) als auch die Ergebnisse eigener Recherchen und Ermittlungen werden einstweilen unter Verschluss bleiben müssen.

Sinn der Veröffentlichung ist vor allem, eine Wiederaufnahme des Verfahrens, vor allem aber der Tätigkeit der hier zuständigen Ermittlungsorgane zu bewirken, die strukturbedingt wohl besser damit vertraut und ausgestattet sind, diejenigen zu suchen, die Boris F. ermordet haben. Um allerdings nicht in eine sinnfreie Schlammschlacht über mögliche Täter zu geraten, werde ich mich an diesbezüglichen Spekulationen nicht beteiligen. Für die Ermittlung der Mörder ist nach meinem Empfinden die Polizei zuständig.

Die nach- und nach hier veröffentlichten Dokumente sollen es jedem selbst erlauben, sich ein Bild von den Aktivitäten und Spannungsfeldern von Tron / Boris F. zu machen und dieArbeitsweise der Ermittlungsbehörden zu bewerten.

 

Berlin, 11.01.2002

 

Andy Müller-Maguhn